Archiv - Aktivities des Lionsclubs Dorsten-Hanse

Gemeinsame Veranstaltung des LC Dorsten und des LC-Dorsten-Hanse im Alten Rathaus

13. November 2011 - Schwester Johanna las aus ihre Biografie (von Peter Günther - Werner Wenig Dorstener Zeitung (Fo - 13.11.2011)


Die Lionsclubs luden zu einer gemeinsamen Veranstaltung am 13. November um 17:00 Uhr in das Alte Rathaus ein. Die Dorstener Ehrenbürgerin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes Schwester Johanna Eichmann las aus ihrem Buch mit dem Titel "Du nix Jude, du blond, du deutsch", das im März diesen Jahres erschienen ist. Zum Erscheinen des Buches schrieb Werner Wenig von der Dorstener Zeitung am 11. März 2011:

DORSTEN Eine besondere Lücke füllt das gerade erschienene Buch von Schwester Johanna Eichmann mit dem Titel "Du nix Jude, du blond, du deutsch", das ihre Kindheit und Jugend als Halbjüdin in der späten Weimarer Republik und dem "Dritten Reich" erzählt.

Norbert Reichling nannte es bei der Präsentation im Jüdischen Museum am Donnerstagabend eine „völlig vergessene Periode deutsch-jüdischer Normalität“, doch wenn man Schwester Johanna, die 1926 als Ruth Eichmann als Tochter einer jüdischen Mutter und eines christlichen Vaters in Münster geboren wurde, zuhörte, war bald nichts mehr „normal“. Sie wuchs in Recklinghausen auf, und zunächst, vor 1933, führten sie ein durchschnittliches bürgerliches Leben.

"Gehörten zur Gesellschaft"

„Trotz des latenten Antisemitismus fühlten wir uns zur Gesellschaft gehörig“, berichtete sie. „Wir gingen in den katholischen Kindergarten, und niemand nahm daran Anstoß.“ Die Assimilation war so groß, dass die Grenzen zwischen Judentum und Christentum verschwammen. Fast alle jüdischen Familien feierten Weihnachten, denn es war ja ein deutsches Fest. Die junge Ruth Eichmann fühlte jedoch schon damals, dass sie zwischen allen Stühlen saß. „Ich gehörte nicht richtig zu den Juden und auch nicht zu den Katholiken, irgendwie war ich immer Außenseiterin.“

Konvertierte Katholikin

Die Mutter ahnte früh, was kommen sollte: „Wenn die Nazis ans Ruder kommen, geht es uns Juden schlecht.“ Was dann kam, war ein steter Kampf, obwohl der Vater sie 1933 taufen ließ. Doch auch als konvertierte Katholikin war sie vor der Verfolgung der Nazi-Herrschaft nicht sicher. „Ich lebte in einem Zustand der Angst und der Bedrohung, der noch lange nach dem Krieg anhielt“, berichtete diese tapfere Frau, die unsere Stadt durch ihren festen Charakter und ihre unermüdliche Arbeit mit geprägt hat.

Jüdisches Museum

„Meine Selbstfindung habe ich erst mit der Gründung des Jüdischen Museums erreicht.“ Die Anfänge ihres Buches, in dem sie dies alles schildert, reichen viele Jahre zurück. Sie sichtete ihre Tagebucheinträge, die sie unregelmäßig notierte. „Ich dachte, nach meiner Pensionierung ist es an der Zeit, meine Erinnerungen und meine zahlreichen Artikel zusammenzufassen und in einem Buch zu verdichten.“ Es ist ein Buch, das unbedingt geschrieben werden musste.

Die Präsidenten der Lionsclubs dankten Schwester Johanna für ihren interessanten und bewegenden Vortrag.

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