[Rundweg Stadtbefestigung]

Dorstener Geschichte - Station 42: Lippetor

Es war Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlage. Das Lippetor war in Kriegen ein hart umkämpfter Brückenkopf. Es war der Standort des ehemaligen Hotels Goldener Anker, einer Persiluhr und eines NS-Denkmals für das paramilitärische Freikorps Lichtschlag.

Und immer wieder war es Handelsplatz: Früher als Viehmarkt, heute als Einkaufszentrum.



Albertus Magnus wird Bischof von Regensburg.

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1260

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Nach der Stadterhebung im Jahre 1251 befestigen die Bürger bis 1260 ihre Stadt mit einem Palisadenzaun und einem vorgelagerten Wassergraben. Drei Stadttore unterbrechen den mittelalterlichen Befestigungsring im Norden, Süden und Osten. Durch das nördliche Tor am Übergang der Lippe führt eine Handelsstraße von Essen nach Münster.

Zwischenbastion

1633

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Im 30-jährigen Krieg errichtet die hessische Besatzungsmacht vor dem Lippetor eine Zwischenbastion und auf dem nördlichen Lippeufer einen besonders verstärkten Brückenkopf. Eine dem Tor östlich vorgelagerte Bastion, Halbmond genannt, bietet Schutz für die Lippebrücke.

1641

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Kaiserliche Truppen zerstören den von den Hessen vor dem Lippetor und der angrenzenden Bastion „Finkennest“ angelegten Befestigungsring und erobern die Stadt zurück.

Der Engländer Henry Mill erhält ein Patent auf eine Schreib­maschine.

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1674- 1714

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Im französisch-holländischen Krieg werden die von den Hessen errichteten Festungsanlagen geschleift. Vor dem mittelalterlichen Lippetor bleiben die Reste einer Bastion sowie ein breiter Verbindungsgraben zwischen Lippe und Stadtgraben erhalten.

1827

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Nach dem Abbruch der Stadttore bleiben die Außenmauern des Lippetores bis Anfang des 20. Jhd. als Teil angrenzender Gebäude bestehen. Zwischen dem Lippetor und der neu erbauten Lippebrücke entsteht ein Viehmarkt. Zur Sicherung der öffentlichen Ordnung dient das hier errichtete Wachhaus.

Lippestraße um 1900

1874

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Vor dem Lippetor entsteht eine Kornbrennerei. 1896 wird die Brennerei gegenüber um eine Gaststätte mit Hotelbetrieb erweitert, die seit 1911 unter dem Namen „Goldener Anker“ geführt wird.

Papst Benedikt XV. setzt sich vergeblich für eine Beendigung des Krieges ein.

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1915

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Im 1. Weltkrieg beginnen die Bauarbeiten für die Verlegung der Lippe nach Norden und den Ausbau des alten Lippebettes zu einem schiffbaren Kanal. Dabei werden Kriegsgefangene aus England und Frankreich eingesetzt.

1934

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An der Kanalbrücke errichten Nationalsozialisten ein Denkmal für das paramilitärische Freikorps Lichtschlag, das 1919 die Aufstände der Spartakisten in Dorsten und Umgebung blutig niederschlug.

Brennerei Bövingloh Mitte der 1950er Jahre

nach 1945

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Nach den kriegsbedingten Zerstörungen im März 1945 muss das markante Hotel „Goldener Anker“ im Zuge des Wiederaufbaus vom ehemaligen Lippetor an seinen heutigen Standort verlegt werden. Bergbaubedingte Bergsenkungen erfordern in den 1950er Jahren die Aufschüttung des gesamten Bereichs um rund zwei Meter, um die B224 an die Kanalbrücke anzubinden.

In der Volks­republik China beginnt die „Große Prole­tarische Kultur­revolution“.

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1966

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Vor dem Lippetor entstehen Fertigbauklassen für die Schülerinnen der Realschule St. Ursula.

Lippetor-Center

1982

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Das in diesem Jahr eröffnete Lippetor-Center (ursprünglich: Wilma-Center) ist in den ersten Jahren ein Publikumsmagnet. Mehrfache Besitzerwechsel und eine zwischenzeitliche Zwangsverwaltung führen 2010 zur Zwangsversteigerung.

2016

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An der Stelle des ehemaligen Lippetor-Centers eröffnet mit den „Mercaden“ ein neues Einkaufszentrum seine Pforten.

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Daten und Fakten

Eröffnung - 28. Juni 2016

Adresse - Lippetor 2

Geodaten - 51°39’46.10 6°57’52.80



Feierliche Übergabe am 28. Juni 2016

Tobias Stockhoff bedankt sich bei den Beteiligten.

Die aktuellste Ausgabe Lippetor steht am oberen Ende der Lippestraße, in Höhe des Eingangs zum Ex-Mensing-Herrenhaus. Und sie ist eine Premiere.

Die Rektorin der Erich-Klausener-Realschule

Erstmalig übernahmen Schüler der Erich-Klausener-Realschule die Gestaltung einer solchen Info-Stele. Die Texte basieren auf einer Ausstellung zur ehemaligen Dorstener Stadtbefestigung, die die Geschichts-AG vor ein paar Monaten beim Tag der offenen Tür der Schule präsentiert hatte.

Die Schüler der EKS enthüllen die neue Geschichtstafel.

Das Lippetor ist ein Ort, der Geschichte geschrieben hat und diese Historie haben in freiwilliger Arbeit engagierte Dorstener Schüler mit ihrem damaligen Geschichtslehrer Rene Franken für die Öffentlichkeit aufgearbeitet. Knapp und komprimiert, mit Bildern und Zeitleiste und in bekannt-bewährter Form einer Dorstener Geschichtsstation.

Bürgermeister Tobias Stockhoff mit Schülern und Lehrer

Wir hatten so viele Informationen, wir hätten gefühlt 20 Geschichtstafeln hier hinstellen können, erzählte Lars Erwig, der mit seinen Zehntklässler-Kollegen Pascal Czlapa und Sebastian Beuth am Dienstagabend bei der Einweihung der Infotafeln Einblicke in die Arbeitsweise der Geschichts-AG gab.

Gruppenbild mit Damen

Dabei wiesen die Schüler nicht nur darauf hin, dass bei den Bauarbeiten für das Mercaden-Einkaufszentrum im Erdreich alte Holzstützpfeiler gefunden wurden, die damals zur Befestigung der Stadtmauer verwendet wurden.

Pflaster zeigt Grundriss - aber unauffällig Ton in Ton

Lars Erwig machte die Besucher auch auf die neue Bepflasterung vor der Geschichtstation aufmerksam: Die zeigt nämlich den detailgetreuen Grundriss des damaligen mittelalterlichen Stadttores, das an genau dieser Stelle stand. Das war auch sehr notwendig, denn ungeschickter Weise hat die Darstellung des Tores die gleiche Farbe wie der Untergrund und man kann die Zeichnung nur an der Laufrichtung der Pflasterung erkennen.
(Bericht: Dorstener Zeitung von Michael Klein)