[Radtour Süd1]

Dorstener Geschichte - Station 40: Segelflugplatz

1912 war es, als bei einem Motorflug­wettbewerb die Piloten in einer Dorstener Lippeschleife eine Zwischen­landung einlegen sollten. Doch das schlechte Wetter machte dies unmöglich. Erst sieben Jahre später konnten die Dorstener beim 1. Flugtag erstmals hautnah Männer in fliegenden Kisten bewundern.

Dies sind die ältesten Daten, die sich auf der neuesten Geschichtsstation wiederfinden, wiederum vom Lions Club Dorsten-Hanse, der Geschichts-AG des Gymnasium Petrinum und dem Verein für Orts- und Heimatkunde realisiert. Standort: natürlich am Segelflugplatz Im Ovelgünne, Heimstatt des Luftsportvereins Dorsten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte dann in Maria Lindenhof die Fertigstellung eines Flugzeugs namens „Bettelstudent“. 1961 nahmen die Luftsportler den heutigen Segelflugplatz in Betrieb, damals von der Zeche angepachtet. Dort fanden später Flugtage statt, mit großem Erfolg. Auch der LSV Dorsten konnte sich eines immer größer werdenden Mitgliederzuwachses erfreuen, sodass der Verein vor 40 Jahren damit begann, das Areal attraktiver zu gestalten. Der Flugplatz wurde planiert, der Hangar erweitert. Zudem baute der Verein eine Freizeitanlage für die Familien der Flieger inklusive Fliegerklause, Schwimmbad, Spielplatz, Tennis- und Campingplatz. Eine Holz- und Metallwerkstatt für Flugzeugreparaturen kam hinzu.

Fakten und Zahlen, die auch auf der Geschichts-Tafel, der inzwischen 40. in Dorsten, verewigt sind.



1912

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Der spekta­kulärste Wettbewerb der großen Motorflug­veranstaltung auf dem Flugplatz in Gelsenkirchen ist der „Fernflug“ von Gelsenkirchen nach Wesel am 11. August. Dorstener Sportfreunde organisieren eine Zwischenlandung auf dem seit 1906 als Pferderennbahn genutzten Gelände in den Lippeauen, die aber wegen schlechter Witterung kurzfristig abgesagt werden musste.

Flugtag Dorsten (1919)

1919

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Auf dem in einer Lippeschleife gelegenen Rennbahn­gelände mit der Flurbezeichnung „Kiwitt“ findet der erste Flugtag statt.

1931

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In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit entschließen sich einige Männer zum Bau eines Segelflugzeugs. Aus dieser Initiative entsteht der Luftsportverein Dorsten.

Peter Riedel fliegt von Darmstadt aus den neuen Strecken­rekord von 240 km.

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nach 1933

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Im Zuge der national­sozialistischen Gleichschaltungs­politik löst sich der Luftsportverein auf. Einige Vereinsmitglieder bleiben dennoch dem Segelflugsport verbunden und bauen bis zum Beginn des 2. Weltkrieges drei Flugzeuge, die sie in der Erler Heide und in den Borken­bergen erproben.

1951

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Die Alliierten heben das Flugverbot auf, sodass sich der Dorstener Luftsportverein neu gründen kann. In ihrer Werkstatt in Maria Lindenhof bauen die Vereinsmitglieder ein doppelsitziges Segelflugzeug (Mü 13E), das sie nach der Fertigstellung 1953 auf den Namen „Bettelstudent“ taufen und in den Borkenbergen fliegen.

Ernst Günter Haase (Aachen) wird in Leszno/ Polen Segelflug-Weltmeister mit der HKS 3.

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1957 - 1958

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Die Zeche Fürst-Leopold verpachtet das Gelände in den Lippeauen an den Luftsportverein Dorsten, der die Fläche in mehrjähriger Eigenarbeit zu einem Flugplatz herrichtet. Diese Arbeiten sind sehr aufwändig, da die alte Lippeschleife zweimal die Startbahn kreuzt. Im Oktober 1958 können die ersten Startversuche erfolgen.

Der Transport der Flugzeuge mit einem Anhänger

1959

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Die feierliche Einweihung des Segelflugplatzes erfolgt im Rahmen eines Flugtages im Mai. Erschwert wird der Flugbetrieb vorläufig noch durch den notwendigen Transport der Flugzeuge vom Hangar in Maria Lindenhof zum Flugplatzgelände. Auch die Werkstatt hat dort noch ihren Standort.

1962

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Als Gastverein kann der Essener Verein für Segelflug den Dorstener Flugplatz nutzen. Fünf Jahre später ist auch der LSV Velbert zu Gast.

Flugplatz 1970 vor der Erweiterung

1963

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Mit der Errichtung des Hangars (30 x 15 m) entfällt der Transport der Segelflugzeuge zum Flugplatz.

Hans-Werner Grosse fliegt in einem Segel­flugzeug 1.460 km von Lübeck nach Biarritz.

Dorstener Flugtag 1986

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1972 - 1984

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Unter der Regie des damaligen Vorsitzenden Albert Stewing entstehen am Flugplatz für die Familien der Vereinsmitglieder mehrere Freizeit­einrichtungen (Fliegerklause, Schwimmbad, Spielplatz, Tennisplatz, Campingplatz). In dieser Zeit wird zudem der Flugplatz auf die Breite von 120 m erweitert und der Hangar auf 50 m verlängert. Die Verlegung der Werkstatt an den Flugplatz erleichtert notwendige Reparatur­arbeiten erheblich.

2009

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Der Vorsitzende Jürgen Salamon erwirbt das Gelände und stellt es dem Luftsportverein zeit seines Bestehens pachtfrei zur Verfügung.

2015

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Auf dem elf Hektar großen Flugplatz­gelände sind 25 Segelflugzeuge stationiert, von denen sieben dem Luftsport­verein gehören. Der Flugplatz verfügt über zwei separate Start- und Landebahnen für den Segelflug, für Motorsegler und für Ultraleicht­flugzeuge.

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Daten und Fakten

Eröffnung - 20. Juni 2015

Adresse - Im Ovelgünne 20, 46282 Dorsten

Geodaten - 51° 39′ 42.8 06° 58′ 45.58



Feierliche Übergabe am 20. Juni 2015

v.l.n.r. Heinz Kleine-Vossbeck, Franz-Josef Nelskamp, Tobias Stockhoff

Bei der Enthüllung der Info-Tafel am Sonntag herrschte zwar kein bestes Segelflugwetter, aber die Gäste wollten bei Snacks und Getränken, serviert vom benachbarten Airbase-Diner, sowieso am Boden bleiben. Mittendrin: das Ehepaar Gertrud und Albert Stewing sowie Vertreter der Familie Salamon. „Deren Unterstützung macht das Segelfliegen in Dorsten erst möglich“, betonte Bürgermeister Tobias Stockhoff.

LSV-Vorstandssprecher Heinz Kleine-Vossbeck, trotz seines hohen Alters immer noch regelmäßig in der Luft unterwegs, gab einen interessanten Abriss der 84-jährigen Historie des Luftsportvereins. Von den ersten Flugzeugbau-Aktivitäten Anfang der 1930er-Jahre über die Gründung einer Segelflieger-Ortsgruppe in Dorsten.

(Bericht: Dorstener Zeitung von Michael Klein)