Archiv - Aktivities des Lionsclubs Dorsten-Hanse

Asterix-Lesung Im Takt der Sprechblasen - Der Westen - 18.11.2011

Michael Dreesen las (und schauspielerte) zwei komplette Asterix-Geschichten (von Ludger Böhne, Der Westen 18.11.2011 - 18.11.2011)


Einem Comic die Bilder zu nehmen, ihn zu reduzieren auf Lautmalereien (Krach, Peng) und den Text der Sprechblasen – das ist wie Fernsehen hören ohne Flimmern in der Kiste. Dass so etwas trotzdem höchst vergnüglich funktioniert, bewies der Schauspieler Michael Dreesen (39) am Donnerstag im Alten Rathaus. Solo und mit sparsam dosierter Requisite trug er zwei komplette Asterix-Geschichten vor.

Das funktioniert natürlich auch darum, weil Dreesen mit Asterix einen cleveren Klassiker des Genres für sein Comic-Solo ausgesucht hat, den fast jeder im Saal kennt. Die paar Kinder im nahezu ausverkauften Oberstübchen der alten Stadtwaage genauso wie Trägervereins-Impressario Franz-Josef Stevens („Ich bin ein später Asterix-Verehrer”).

Asterix wird vor allem wahrgenommen als Schöpfung des genialen Zeichners aber mäßigen Erzählers Albert Uderzo. Mit seinem Comic-Spiel stellte Dreesen allerdings zwei andere Urheber in den Mittelpunkt: Rene Goscinny, den Autor und Szenaristen der Serie (die nach seinem Tod 1977 erschienenen Asterixe gelten unter Fans als müde). Und Übersetzerin Gudrun Penndorf, deren Verdeutschung der gallischen Abenteuer Sprechblasensätze zu danken sind („die spinnen, die Römer”), mit denen Kenner ganze Abendunterhaltungen bestreiten können. Für den Abend in Dorsten hatte Dreesen zudem zwei der besten Geschichten ausgewählt: Den Gladiator und Kleopatra.

Dreesen wandelt die grafische Literatur mit ihren epischen Bildern in ein Kammerspiel. Spricht allein und mit wechselnder Stimme ein paar Dutzend Rollen so, dass das Publikum – mehr Zuhörer als Zuschauer – die Figuren im raschen Wechsel der Sprechblasen erkennt: Den bassbrummigen Obelix, den käffenden Idefix, den stumpf stammelnden Gladiatorentrainer Gaius Obtus, den schräg trällernden Barden Troubadix („wenn er schweigt, ist er ein fröhlicher Geselle”) und die fistelstimmige Kleopatra („sie hat einen miesen Charakter, aber eine hübsche Nase”).

Er spielt allein eine Keilerei zwischen Asterix und Obelix und einer Kohorte Römer und windet sich mit einem raffinierten Kniff aus der Not, allein keine Massenszenen darstellen zu können. Er macht daraus fast poetische Pantomimen. Als Person dabei aufs äußerste reduziert. Weiße Hose, graues T-Shirt. Verlässt sich ganz auf seine Stimme, auf Körpersprache – und auf die unausgesprochene Vereinbarung mit dem Publikum dass jeder kennt, worum es geht.

So wird das Schauspiel zugleich zum Kopf-Kino. Zu jedem Satz, zu jeder Geste hat der Zuschauer sofort das Bild aus dem Comic parat. In der Vorstellung fügen sich Schauspiel, Vortrag und erinnerte Zeichnungen zum Film. Und zum quiekenden Vergnügen.

Die Asterixe. Tausendmal gelesen. Irgendwo im Keller müssten die zerfledderten Hefte noch liegen. Höchste Zeit, sie mal wieder auszukramen und neu zu entdecken."

Ludger Böhne

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