[Radtour Nord1]

Dorstener Geschichte - Station 31: Barkenberg

Die Idee, für eine große Zahl von Bergleuten am nördlichen Rand des Ruhrgebiets eine neue Stadt zu bauen, wurde Programm. Es galt nicht nur Wohnraum zu schaffen. Barkenberg ist ein Synonym dafür, wie eine ganze Stadt von Grund auf geplant und errichtet wurde. Wohnen, Verkehr, Infrastruktur: alle Bereiche wurden hier in wenigen Jahren mit Leben gefüllt. Dabei waren Flächen schonende Raumplanung, architektonische Vielfalt, Verbindung von Urbanität und Naturnähe, Trennung von Fußgänger- und Autoverkehr die Qualitätsmerkmale.

Seitdem sind fast 50 Jahre vergangen. Barkenberg ist für viele Menschen ein festes Zuhause geworden. Sie erleben hier eine hohe Lebensqualität und bringen sich in ein lebendiges Gemeinwesen ein. Bauliche und wohnungswirtschaftliche Probleme wie Leerstand und soziale Belastungen, die in einzelnen Siedlungen entstanden waren, werden seit 2006 im Rahmen des Bund-Länder-Programms Stadtumbau West angegangen. So hat Barkenberg die Möglichkeit, neben den vorhandenen und etablierten städtebaulichen Qualitäten die parallel entstandenen Probleme zu beheben.

Barkenberg war von Anfang an weit über seine Grenzen hinaus in aller Munde. Das gilt bis heute und wird durch den Stadtumbau aktuell verstärkt. Die Stadt Dorsten hat dies zum Anlass genommen eine Ausstellung zur Geschichte und Entwicklung des Stadtteils Wulfen-Barkenberg zu initiieren, die vom 10. - 23. November 2008 im Gemeinschaftshaus Wulfen stattfand. In diesem Rahmen wurde die 31. Station Dorstens am 23.11.2008 am Schlusstag der Ausstellung aufgestellt und feierlich übergeben. Pressetext der Stadt Dorsten / Joachim Thiehoff



Fördergerüst Schacht Wulfen 1

1958

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Östlich des Dorfes Wulfen beginnen die Abteufarbeiten zum Bau der geplanten Groß­schacht­anlage Wulfen 1/2. Für die hier auf lange Sicht tätig werdenden Bergleute (bis zu 8.000) und ihre Familien wird nördlich der B 58 ein neues Wohngebiet für mehr als 50.000 Einwohner geplant.

1960

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Die „Entwicklungs­gesellschaft Wulfen mbH“ übernimmt die Aufgabe, auf „grüner Wiese“ nach den Grundsätzen modernen Städtebaus die „Neue Stadt Wulfen“ zu schaffen.

1961

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Prof. Fritz Eggeling (Berlin) erhält als Sieger eines national ausgeschriebenen städtebaulichen Ideenwettbewerbs den Auftrag für die Gesamtplanung der neuen Stadt. In ihr sollen u. a. der Auto- und Fußgängerverkehr getrennt werden. Ferner sind flexible Wohnformen, neue Haus- und Wohnungstypen mit verpflichtend vorgeschriebener elektrischer Beheizung und einer Gemeinschafts-Antennenanlage vorgesehen.

Die Bundes­republik und Israel nehmen diplo­matische Beziehungen auf.

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1965

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Fehlgeleitet aus der Flurbezeichnung „Backenberg“, die wohl auf Bockenberg = Buchenberg zurückgeht, wird ab dieser Zeit der Name „Barkenberg“ für das gesamte neue Siedlungsgebiet gebräuchlich. Die ersten Wohnungen werden 1967 bezogen.

St. Barbara-Kirche

1972

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Der Übergabe des neuen Evangelischen Gemeinde­zentrums folgt im nächsten Jahr die Einweihung der St. Barbara-Kirche.

1973

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Die Bauarbeiten am Modellprojekt „Metastadt“ beginnen. Dabei handelt es sich um einen aus Stahlträgern mit flexiblen Wand­konstruktionen erstellten Gebäude­komplex mit mehreren Ladenlokalen und 102 Wohnungen für rd. 400 Bewohner.

Die Diktatur in Spanien endet nach General Francos Tod.

Metastadt

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1975

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Da die örtliche Schachtanlage deutlich hinter den hohen Planungszielen zurückbleibt, wird auch das Einwohnerziel für die „Neue Stadt“ auf 20.000 zurückgesteckt. Der Bischof von Münster erhebt die katholische Kirchengemeinde St. Barbara zu einer offiziellen und selbstständigen Pfarrei. Bis 1983 entstehen im geplanten Zentrum von Barkenberg am Wulfener Markt die Gesamtschule, das Gemein­schaftshaus mit Freizeitbad, ein Ärzte- und Geschäftshaus („Rundbau“) und eine Ladenpassage.

1986

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In diesem Jahr erfolgt die Freigabe der neuen Verbindungsstraße „Marler Damm“ zwischen Barkenberg und Lippramsdorf - Kusenhorst.

1987

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Konstruktions­bedingte Baufehler erfordern den Abbruch des „Metastadt“- Gebäudes.

Das Künstler­ehepaar Christo verhüllt das Berliner Reichstags­­gebäude.

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1995

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Zum Jahresende erreicht die Einwohnerzahl von Barkenberg mit 12.466 Personen ihren höchsten Stand.

Gemein­schafts­haus

2000

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Die Zeche Wulfen, seinerzeit Anlass zum Bau der „Neuen Stadt“, stellt ihren Betrieb ein, die Schächte werden verfüllt.

2007

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Im Rahmen eines öffentlich geförderten Stadtumbau­­programms, das bis 2010 andauern soll, werden mehrgeschossige Hochbauten mit mehreren hundert Wohneinheiten und soziale Einrichtungen (Grundschule, Kindergarten) abgerissen und rückgebaut; Modernisierungs- und Instand­setzungs­maßnahmen im Wohnungsbestand und im Umfeld folgen.

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Daten und Fakten

Eröffnung - 23. November 2008

Adresse - Wulfener Markt - Gemeinschaftshaus

Geodaten - N051°43'34



Feierliche Übergabe am 23. November 2008

Eröffnungsrede

Im Schneeregen spricht der Bürgermeister Lambert Lütkenhorst über die Bedeutung der Geschichts­station Wulfen-Barkenberg.

Enthüllung der Geschichtstafel

Der Schüler Robert Kolbe von der Geschichts AG des Petrinums, Bürgermeister Lütkenhorst und Rainer Diebschlag übergeben die Geschichtstafel der öffentlichen Ansicht.

Bilder: Wulfen-Wiki.de C. Gruber 23.11.08